Tag des Widerstands am 20. Juli. 80ste Jährung des Attentats auf Hitler.
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LinkedIn-Kommentar von Walther Stonet
Gestern hat sich der 20. Juli 1944 zum 80. Mal gejährt. Warum schreibt ausgerechnet ein Unternehmer einen Post dazu? Weil uns die Geschichte umgibt und nie mehr loslässt, auch wenn wir das wollen sollten. Das gilt auch und gerade für mein Unternehmen, meine Kolleginnen und Kollegen, meine Kunden, Partner und Lieferanten. Und weil der aufkommende Rechtsradikalismus nicht nur in unserem Land Sorgen macht. Große Sorgen. Ja, größere Sorgen als eine unkontrollierte Zuwanderung – was nicht bedeutet, sie nur im Entferntesten gutzuheißen.
Ich habe meinen Berufsweg im Unternehmen von Senator h.c. Henry Ehrenberg begonnen. Inzwischen sind seine Frau Lea und er leider verstorben. Sie haben drei deutsche KZs überlebt, fast die ganze Familie verloren. Er hat darunter gelitten, und sein Trauma war bei den vielen Abendessen, die ich mit ihm und seiner Frau haben durfte, immer präsent. Diese Gespräche haben es mir ermöglicht, die säkulare Katastrophe zu ermessen, die allen Menschen israelitischen Glaubens weltweit durch den Hamas-Terror am 7. Oktober vergangenen Jahres zugefügt worden ist: Die Hoffnung, es gäbe auf dieser Welt einen Ort, an dem ein Jude und eine Jüdin in Frieden und sicher leben können, ist zerstört.
Henry Ehrenberg war zu dieser Zeit Vorsitzender der IRGW, der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs. Meine Gespräche mit seiner Frau Lea und ihm waren prägend. Danach war nichts mehr so wie davor.
Wie passen der Bendler-Block und das fehlgeschlagene Attentat auf Hitler und der sich anschließende Umsturzversuch, der leider fehlgeschlagen ist? Beide historischen Ereignisse zeigen – neben so vielen anderen mutigen Menschen, die Juden bei sich versteckten, die Bevölkerung aufzuklären versuchten, wie die Weiße Rose und die Rote Kapelle -, dass es auch in diesen düstersten Zeiten der jüngeren deutschen Geschichte Vorbilder gab, an denen wir uns heute aufrichten können. Die Voraussetzung aber ist, dass wir uns erinnern. Dass wir denen, die uns einen letzten Rest an Menschlichkeit geschenkt haben, die Ehre erweisen, sie nicht zu vergessen. Schließlich haben sie sehr häufig ihre Leben und mehr dafür hingegeben.
Ganz großes Kino. Wer danach nicht bewegt ist und ein Taschentuch braucht, macht irgendetwas ziemlich falsch. Dieser Beitrag zeigt auch, welchen öffentlichen Rundfunk und warum wir ihn in Deutschland so nötig haben wie die Lust zum Atmen.
Dass sie alles waren, nur keine Verräter, zeigt diese Docufiction von ZDF-History, die ab sofort zum Pflichtprogramm jedes Schulunterrichts über die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts werden sollte:
https://www.zdf.de/dokumentation/terra-x-history/stauffenberg-und-der-deutsche-widerstand-100.html
Für mich war dieser. leider viel zu spät gesendete, Beitrag Grund und Anlass, wieder einmal in die eigenen Familiengeschichte abzutauchen. Bei mir sind sie alle versammelt: Die, die schwarzen Hosen tragen durften, also nicht zu den sog. „März-Gefallenen“ gehörten, also denen, die nach der Reichtstagswahl im März 1933 massenhaft der NSDAP beitraten, Mitgliedern des Kreisauer Kreises, Mitverschwörern Staufenbergs, die vergessen wurden und nach dem Krieg zu den Gründern der VVN zählten. Ja, in meiner Familiengeschichte sind sie alle versammelt.
Auf eines bin und bleibe ich besonders stolz: Im Haus meiner Großmutter in Berlin-Zehlendorf konnte offen gesprochen und hart debattiert werden zwischen 1933 und 1945. Und es wurde gestritten, dass die Funken flogen. Das, was gesagt und besprochen wurde, blieb im Salon. Unter meinen Familienmitgliedern gab es keine Denunzianten.
Was lernen wir heute daraus? Demokratie braucht ihre Gesichter, Freiheit ihre Streiter und der Frieden die, die ihn sichern. Widerlinge, Geschichtsvergessene und Rechts- wie Linksextreme braucht es nicht. Wir sollten dafür Sorge traten, dass sie nicht wieder Schaden anrichten können bei uns in Deutschland. Einmal war und ist mehr als genug.
Zeigen wir also Gesicht und streiten für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, für ein sicheres und friedliches Leben. Es könnte sein, dass wir es nur einmal verlieren und dann nie wieder gewinnen können.